Noch ein Kommissar für die Heldenstadt: Jakob Valer Noacks heißester Fall
veröffentlicht von: Ralf Julke am Sonntag, 20. Januar 2008
Kommissar Kroll, Kripochef Holger Hinrich und Lars Kohlund, Leiter der zweiten Leipziger Mordkommission, bekommen Verstärkung. Jakob Valer Noack heißt der Mann, Kriminalkommissar. Ein Typ wie aus einem Roman von Henning Mankell. Vierschrötig, bärbeißig, fast immer schlecht gelaunt und auch noch Junggeselle. Eine explosive Mischung. Damit wird man nicht alt bei der professionellen Verbrecherjagd.
Noack ist der Spürhund in Suzanne Rékos Krimi "Kalter Rauch", ihrem ersten veröffentlichten. Der noch dazu in ihrer neuen Wahlheimat spielt. Ihre Wurzeln hat die junge Autorin in Österreich. Aber wie heißt es so schön? Alle Handelswege führen nach Leipzig. Auch wenn der Umweg manchmal Markkleeberg heißt, wo die Villa steht, die in diesem Buch abfackeln muss, damit die Geschichte ins Rollen und Noack um seinen ersehnten freien Tag kommt. Um dann dennoch - wie seine großen Vorbilder im skandinavischen Krimi-Dschungel - zu Höchstform aufzulaufen.
In jeder Beziehung natürlich: Als Macho im Umgang mit der weiblichen Besatzung seiner Abteilung. Als polternder Verhörer. Als Lästerer über den absolut ungenießbaren Kaffee aus dem Automaten. Und natürlich als effizienter Schnellermittler, weil ihm natürlich der Chef im Nacken sitzt und schnelle Ergebnisse will. So dass die Autorin auch Hebel in Bewegung setzt, die wahrscheinlich bislang nur den Helden us-amerikanischer Serien zur Verfügung stehen. Plus den kleinen Schuss Einfallsreichtum, der dann doch hilft, den Täter kurzfristig zu überführen.
Was eigentlich egal ist. Denn mittlerweile hat man sich beinah dran gewöhnt, dass Kommissare die eigentlichen Helden der modernen Welt sind, raunzige, schlecht ernährte, übergewichtige Herren mit permantenten Beziehungs- und Familienproblemen, die trotzdem nicht pünktlich Feierabend machen und auch Nachtschichten schieben, wenn es darum geht, die Verbrecher endlich dingfest zu machen. Alles andere wäre zu frustrierend.
Auch wenn Suzanne Réko noch nicht so weit geht wie Henner Kotte und Andreas Stammkötter und die Verästelungen aufzeigt, mit denen "das Verbrechen" sich in die Gesellschaft verzweigt und wie auch Politiker, Beamte, Juristen, "namhafte Vertreter der Wirtschaft" ihr Teil daran haben. Aber Noack und seine auch sehr selbstbewusste Damen-Mannschaft hätten das Zeug dazu, auch in weiteren Fällen und wesentlich komplexer zu agieren.
Das ist noch ein wenig die Krux in Noacks heißestem Fall: Die Damen dürfen zwar hübsch und klug und schnippisch sein, aber nicht wirklich von der langen Leine. Dass der Leser spätestens auf Seitte 38 weiß, wer an allem schuld war - geschenkt. Kriminalromane sind harte Arbeit und es gibt einige sehr gute Gründe, warum es nicht mehr Chandlers und nicht mehr Sjöwall/Wahlöös auf dem Markt gibt. Dafür jede Menge Wallaces. Aber die Autorin hat das Zeug dazu, das zeigt sie mit ihrem Krimi-Erstling. Auch Noack stiefelt natürlich erst einmal in der falschen Spur und der Leser erfährt eine Menge über seine schlechten Gewohnheiten, bevor der Groschen fällt und ein kleines Wunder aus dem Pizzakarton hilft, den Knoten zu lösen.
Suzanne Réko "Kalter Rauch. Jakob Valer Noacks heißester Fall", Book on Demand, 11,90 Euro